Bericht vom Untergang der "Taube" vor Marokko

Der Untergang der SY "Taube" vor Marokko

Die "Taube" Anfang Januar 2009 in Cabo de Pino westlich von Malaga.

Die "Taube" wurde von einer Grundsee überrollt

Die Crew der "Taube".

Hamburg (SP) Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) hat den Bericht veröffentlicht, der sich mit dem Kentern der Segelyacht Taube mit sechs Toten am 20. Januar 2009 vor der marokkanischen Atlantikküste befasst. Die Taube war das Boot des Vereins Migrobirdo, ein Verein zur Völkerverständigung in Tübingen. Es war für unter 2000 Euro als, laut Kaufvertrag, "nicht schwimmfähiges Bastelobjekt" an der Ostseeküste gekauft und in sechs Wochen laienhaft instandgesetzt worden. Alle Warnungen von erfahrenen Seglern, damit auf Langfahrt zu gehen, wurden nicht beachtet.

Die deutsche Segelyacht Taube, von Larache/Marokko kommend, sank während des Einlaufmanövers in den Sebou Fluss an der marokkanischen Atlantikküste. Die internationale Crew bestand aus sieben jungen Menschen im Alter zwischen 17 und 28 Jahren. Die Taube kenterte bei dem Versuch, bei starkem Wellengang den wegen der Wetterverhältnisse gesperrten Hafen von Mehdia am Sebou anzusteuern. Sie trieb stark beschädigt kieloben und sank kurze Zeit später. Von den sieben Crewmitgliedern konnte sich nur eine deutsche Seglerin schwimmend an Land retten. Die durch landseitige Zeugen herbeigerufenen Rettungskräfte konnten aufgrund des starken Seegangs nicht zum Unfallort gelangen. Alle Suchmaßnahmen blieben erfolglos.

In dem über 60 Seiten starken Bericht kommen die Ermittler unter anderem zu dem Schluss, dass schlechte Vorbereitung, mangelnde Erfahrung des Skippers sowie eine mangelnde Ausrüstung des völlig überladenen Acht-Meter-Segelbootes Hauptursachen für die Kenterung waren. Der Skipper hatte unter anderem Warnungen anderer Segler vor einem Auslaufen in den Wind geschlagen. Die meisten Häfen der Küste waren bereits wegen der enormen Dünung gesperrt. Die verhängnisvolle Entscheidung, in den gesperrten Hafen Mehdia einzulaufen, war "basisdemokratisch" gefällt worden. Der Skipper, wie die sechs Mitsegler (von denen fast alle schwer seekrank waren) vermutlich völlig erschöpft, war dagegen gewesen, hatte sich aber überstimmen lassen, wie die einzige Überlebende berichtete.

Acht Tage nach dem Unfall wurde die dänische Mitseglerin tot geborgen, und weitere drei Tage später die slowenische Mitseglerin. Die anderen vier Crewmitglieder, drei männliche Deutsche und eine Österreicherin, wurden nicht gefunden. Das Wrack der TAUBE konnte bis zum Abschluss der Seeunfalluntersuchung ebenfalls nicht geortet werden.

Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) führt den Unfall auf die Wetterbedingungen vor Ort und mangelnde seglerische Erfahrung der Crew zurück. Teilweise waren bis zu zehn Personen auf dem nur 8,25 Meter langen Boot unterwegs gewesen. Wegen der Zuladung betrug der Freibord nur etwa 50 Zentimeter. Persönliche Gegenstände hatte man an Deck unter dem Beiboot verstauen müssen. Auch das kopierte Hafenhandbuch lag dort und wurde von einer überkommenden See beschädigt - dabei ging vermutlich die Seite mit der Ansteuerung für Mehdia über Bord. Auch ansonsten sollen nur kopierte Seekarten an Bord gewesen sein.

Allerdings: Es handele sich um einen Schwerwetterunfall, der auch erfahreneren Segel-Crews auf größeren und besser ausgerüsteten Yachten hätte passieren können, so die BSU. In der Flussmündung des Sebaou komme es jährlich zu tödlichen Unfällen, insbesondere, wenn Fischerboote trotz Hafensperrung versuchten einzulaufen.

Die Anzeige für die Hafensperre hätte unter den gegebenen Wetterbedingungen von der Taube-Crew nicht ausgemacht werden können. Sie steht schwer erkennbar weit an Land, direkt vor dem Gebäude des Hafenmeisters.

Vor der Kenterung hatte man versucht, den Motor anzuwerfen. Dazu hatten sich Skipper und ein Helfer der Rettungsswesten entledigt. Der Rest der Crew war unter Deck und trug keine Rettungswesten. Als die Maschine startete, wurde das Kielschwert hochgekurbelt: Sofort begann das Boot stark zu schlingen, unmittelbar darauf wurde es von einer Grundsee getroffen, schlug leck und sank. Nur eine damals 19-jährige Deutsche konnte sich mit einer Iso-Matte retten. Jemand konnte noch die EPIRB aktiveren.

Der Bericht, der sich ausführlich mit der Seetüchtigkeit des Bootes beschäftigt hat, endet mit umfangreichen Empfehlungen zum Thema Sicherheit: Unter anderem wird ans Bundesverkehrsministerium appelliert, endlich allgemeinverständliche Mindestanforderungen an die Sicherheitsausrüstung bekannt zu geben, die von Sportbootbesitzern einfach abgefragt werden können. Das hatte bereits vor Jahren auch der Bundestag gefordert.

Hier der gesamte Unfallbericht (PDF-Donwload).


Einige Infos zum Thema Sicherheitsausrüstung.

Die "Taube" sank vor einem Jahr vor Marokko

Zwischen den Molenköpfen kenterte die "Taube"


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