Mann/Person über Bord
Vorbereitung für Person/Mann über Bord (POB, MOB)
Vorbereitung für Mann über Bord (MOB)
* Eine sauber aufgeschossene Schwimmleine oder eine spezielle Wurfleine mit Gewicht an immer derselben Stelle deponieren, um sie einem Mann im Wasser zuwerfen zu können.
* An einem unbenutzten Fall eine Lifeline anschlagen, so dass man achtern einen Mann damit einpicken kann. Notfalls Fall mit Leine verlängern. Fall am Ende und an der Klampe/Klemme mit einem roten Band oder so kennzeichnen, um es wiederzufinden.
* Wo ist der Bootshaken?
* Die Badeleiter wird niemals festgeschraubt: Sie bekommt ein Bändsel mit einer Schlaufe, damit sich ein Mann im Wasser das Ding selbst runterklappen kann. (Ist auch im Hafen ganz sinnvoll. Hab' ich schon mehrfach ausprobiert.)
* Rettungskragen mit Licht und sauber aufgeschossenen Leinen LOSE in die Halterung hängen.
Das einfache Mann-über-Bord-Manöver
(siehe auch Empfehlung der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) speziell zum Thema MOB)
* Eindringlich klarmachen, dass man nur mit eisenharter Disziplin und Ruhe an Bord einen Mann wiederfindet. Ob man den auch wieder reinbekommt, ist dann ein Thema für sich.
* Wenn's denn passiert ist: Nicht hinterherspringen! Sondern: Lauter Ruf "Mann über Bord". Niemals zum Scherz!
* Jetzt herrscht absolute Ruhe an Bord: Kein Gequatsche, keine "Kommandos" außer vom Skipper.
Was man nicht sieht, kann man nicht retten
* Bis auf den Rudergänger behält JEDER den Mann im Auge und zeigt mit der ausgestreckten Hand drauf. Nicht verlieren! Nicht weggucken, nicht ablenken lassen. Was man nicht sieht, kann man nicht retten. Wer was anderes machen soll, wird vom Skipper namentlich angesprochen, um die Ausguckleute nicht abzulenken.
* Der Rudergänger, der jetzt der Skipper sein sollte, legt sofort hart Ruder (am besten eine Wende, um keine Höhe zu verlieren) und hält auf den MOB zu. Jetzt die Maschine starten.
* Die Fock kommt back, das Schiff fährt langsam, ganz langsam beigedreht auf den MOB zu. So langsam, daß der mordsgefährliche "Aufschießer", den uns (DSV-)Segellehrer früher eingebleut haben, überflüssig ist. Das mit dem beigedreht zurückfahren, ist mittlerweile (so ähnlich) auch als "Münchener Manöver" bekannt geworden.
Die Richtung stimmt: SPÄTESTENS JETZT DIE MASCHINE STARTEN!
* Schwimmleine und Bootshaken klarmachen und versuchen, den MOB zu angeln. Nach achtern ziehen.
* Wenn MOB bereits zu schwach ist: Fall einpicken und über die Badeleiter hochhieven, notfalls nach mittschiffs schwenken und dort hochziehen. Viel Erfolg!
MOB - Theorie und Praxis: Alles nur graue Theorie
* Inwieweit man bei der Sicherheitseinweisung auf die Einzelheiten des MOB-Manövers eingeht, hängt auch von den Vorkenntnissen der Crew ab. Nicht diskutieren! Eines muss klar sein: Es wird DAS Manöver gefahren , das der Skipper für richtig hält. Nur er hat das Ergebnis schließlich zu verantworten.
Vergesst das Schulbuch!
* Sofort nach dem Unfall und den Schrecksekunden: Rum, rum, sofort rum und zurück! Nicht vom Unglücksort entfernen! Mit einer Yacht mit dichtgeholten Schoten kann man auch bei Wind fahren wie mit einem Trecker. Probiert's doch mal aus!
So retten die SAR-Profis
Für die Profis, aber auch für uns gibt es das Handbuch für Suche und Rettung vom Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH): Handbuch für Suche und Rettung
(Merchant Ship Search and Rescue Manual, MERSAR)
Hamburg, Rostock, 1997, Veröffentlichung Nr. 2165
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
Und das sollten Segler dabei haben
Handbuch Suche und Rettung, Ausgabe 2007. Diese Veröffentlichung ist für nichtausrüstungspflichtige Fahrzeuge (Sport- und Kleinschifffahrt) bestimmt und enthält Anleitungen für die Bewältigung von Notlagen auf See, um wirksame Hilfe zu leisten, Such- und Rettungsmaßnahmen zu koordinieren oder Hilfe anfordern zu können.
Dieses Werk ist eine auszugsweise Übersetzung aus dem IAMSAR Volume III, herausgegeben von der IMO. Die Kapitel beschreiben u.a. Abkürzungen u. Erläuterungen (Englisch-Deutsch), Begriffe und Darstellungen (Englisch-Deutsch), Zweck und Verantwortlichkeit - SAR-Koordinierung, Hilfeleistung (Maßnahmen, Vorbereitungen, Suchfunktionen, Kommunikation, Signale, Rettungsfunktion, Hilfe durch SAR-Luftfahrzeuge und Hubschrauber, Abbergemethoden, Versorgung Überlebender), Such- und Rettungsmaßnahmen, Notfälle an Bord, Suchplan und Meldung, Organisation des Seenot-, Such- und Rettungsdienstes der BRD, Stationen und SAR-Einheiten der DGzRS.
Zu beziehen über die offiziellen Vertriebsstellen des BSH.
Überleben im Wasser
Und was macht der Mann im Wasser? Nichts. Er macht nichts. Er schreit oder pfeift höchstens, damit man ihn wiederfindet. Bei einsetzender Dämmerung Rettungsblitz oder Seewasserbatterie fürs Notlicht aktivieren,EPIRB für 406-MHz oder ATIS/DSC aktivieren.
Ansonsten gilt: Keine unnötige Anstrengung, um keine Energie zu verlieren.
Um Himmels willen keine Klamotten ausziehen
Die wiegen im Wasser doch nichts. Und sie wärmen durch Isolierung. Am Anfang gibt's durch eingeschlossene Luft sogar noch Auftrieb. Die Bündchen sofort fest verschließen. Kapuze über den Kopf. Spraykappe über die Rettungsweste ziehen, damit sich in der Lunge nicht allmählich fliegendes Wasser ansammelt. Jetzt geht es um jede Minute im Kampf gegen die Unterkühlung. Beim Titanic-Untergang sind die meisten Menschen nicht ertrunken, sondern den Kältetod gestorben.
Der tödliche Reflex beim Sturz in kaltes Wasser
Leider sind alle POB/MOB-Szenarien meist reine Theorie: Oft ist schon kurz nach dem Sturz in kaltes Wasser (< 15 Grad Celsius) "Feierabend". Durch die Kälteschockreaktion kommt es zu einem tiefen Atemzug mit anschließender Hyperventilation. Siehe Gefahren beim Sturz ins Wasser: http://www.dr-kohfahl.de/praxis-wissenswertes/Kann_Kaelte_toeten.pdf.
Fazit: Es darf einfach nicht passieren!