Fähre gegen Yacht - Protokoll einer Kollision

Stahlyacht kaum auf Radar erkennbar

Die Stahlsegelyacht Mahdi (rot markiert) war auch kurz vor der Kollision mit der Ro-Ro-Fähre Schleswig-Holstein nicht oder nur schlecht auf dem Radar zu erkennen. Einen Radarreflektor hatte die Mahdi nicht an Bord.

Fähre rammt Stahlyacht ohne Radarreflektor

Hamburg (SP) Die schlechte Sichtbarkeit der 14-Meter-Stahlyacht "Mahdi" auf den X- und S-Band-Radarschirmen einer Fähre sowie eine Dreifarben-Laterne im Masttopp wurde der Crew zum Verhängnis: Das Boot wurde im August 2009 nachts vor Puttgarden von der Ro-Ro-Fähre SCHLESWIG-HOLSTEIN gerammt, verlor den Mast, blieb aber zunächst schwimmfähig. Die beiden US-Amerikaner an Bord, unterwegs auf einer Weltumsegelung, blieben unverletzt. Durch genaue Radar- und AIS-Aufzeichnungen konnte die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) die Kollision sehr genau rekonstruieren. Fazit: Mit aktivem oder passivem Radarreflektor sowie AIS wäre das Boot auf der Brücke zwischen den starken Radarechos der übrigen Berufsschifffahrt, allesamt auch mit AIS ausgestattet, vermutlich nicht übersehen worden.

Am 24. August 2009 um 04:00 Uhr kollidierte die unter deutscher Flagge fahrende Ro-Ro-Fähre SCHLESWIG-HOLSTEIN ca. 15 Minuten nach dem Auslaufen aus dem Fährhafen Puttgarden mit der amerikanischen Segelyacht MAHDI. Die Yacht fuhr mit zwei Personen an Bord unter Segeln auf westlichem Kurs Richtung Kiel. Ihr Skipper hatte das Auslaufen der Fähre beobachtet, sah aber bis zuletzt nur deren grünes Seitenlicht. Er vertraute daher, trotz der sich anbahnenden und einkalkulierten Nahbereichssituation, auf die Beachtung seines Wegerechtes durch die Fähre und erkannte den Kollisionskurs erst wenige Sekunden vor dem Zusammenstoß. Für das in kritischen Situationen praktizierte Anstrahlen seiner Segel durch Scheinwerfer und einen Anruf über UKW blieb ihm daher keine Zeit mehr. Auch auf der Brücke des Fährschiffes wurde die gefährliche Annäherung erst unmittelbar vor der Kollision und zwar gleichzeitig mit der ersten visuellen Wahrnehmung der Dreifarbenlaterne der Yacht erkannt. Das schwache und zeitweilig nicht erkennbare Radar-Echo der Yacht war von der Brückenbesatzung nicht registriert worden. Die verbleibenden ca. 30 Sekunden bis zu dem Zusammenstoß reichten trotz der auf beiden Fahrzeugen eingeleiteten Manöver des letzten Augenblicks nicht aus, um den Unfall zu vermeiden.

Die MAHDI wurde mit großer Wucht durch den Bug der Fähre vorn an der Backbordseite getroffen. Die Yacht holte sehr schnell und stark nach Steuerbord über, nahm dabei eine große Menge Wasser, schrammte an der Steuerbordseite der Fähre entlang und richtete sich nach dem Lösen von dem Fährschiff wieder auf. Der Skipper und seine Mitseglerin überstanden den Unfall unverletzt. Die Yacht blieb trotz starker Deformierungen der Außenhaut schwimmfähig.

Von Puttgarden aus begaben sich zeitnah das Seenotrettungsboot EMIL ZIMMERMANN und der dänische Schlepper BALTSUND zur Unfallposition. Die BALTSUND schleppte anschließend die Yacht in Begleitung des Seenotrettungsbootes nach Puttgarden. Die Yacht drohte zwei Tage später zu sinken und musste aus dem Wasser gekrant werden.

BSU: "Der Unfall belegt zum wiederholten Male die herausragende Bedeutung eines wirksamen Ausgucks und einer sorgfältigen Radarbeobachtung für die Kollisionsverhütung." Zur Erhöhung der Sicherheit im Sportbootbereich durch die Nutzung aktiver oder passiver Radarreflektoren habe die BSU sich bereits ausführlich im Untersuchungsberichtes 56/09 über die Kollision zwischen dem Motorschiff CHRISTA und dem Sportboot ODIN geäußert. Auf die Herausgabe von Sicherheitsempfehlungen könne daher verzichtet werden. Die BSU beschränke sich stattdessen auf die Veröffentlichung eines summarischen Untersuchungsberichtes zu dem Unfall.

"Die im Rahmen der Untersuchung und Auswertung der Kollision thematisierten Unfallfaktoren und Begleitumstände betreffen in besonderem Maße das Nebeneinander von Sportbooten (bzw. kleinen Fahrzeugen) und Berufsschifffahrt (großen Fahrzeugen). Die Lektüre des Berichtes soll helfen, die Sichtweise des jeweils anderen Verkehrsteilnehmers (im wörtlichen, aber auch im übertragenen Sinne) besser zu verstehen und darauf aufbauend die eigenen Verhaltensweisen kritisch zu überdenken", so die Ermittler der BSU.

Der gesamte Bericht als PDF-Download unter
www.bsu-bund.de.

SY Mahdi am Schlepphaken

Die havarierte SY Mahdi wird in den Hafen geschleppt.



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