DGzRS: Bilanz der Seenotretter für 2009

Tim Mälzer ist neuer "Bootschafter" der DGzRS

TV-Koch Tim Mälzer hat zum Jahresbeginn sein Ehrenamt als „Bootschafter“ für die DGzRS angetreten.

1095 Menschen aus Seenot gerettet

Bremen (SP) Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat ihre Bilanz für 2009 vorgelegt: 1095 Menschen haben die Crews im Verlauf des Jahres 2009 aus Seenot gerettet und aus Gefahrensituationen befreit (2008: 1105). Die 61 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote in Nord- und Ostsee fuhren 2138 (2008: 2102) Einsätze.

TV-Koch Tim Mälzer hat zum Jahresbeginn sein Ehrenamt als „Bootschafter“ für die DGzRS angetreten: „Ich bin stolz, ‚Bootschafter‘ bei den Seenotrettern zu sein, weil die Seenotretter die Idee vom uneigennützigen Engagement für in Not geratene Menschen praktizieren, ohne nach dem ‚Warum?‘ zu fragen. Dieses Anliegen kann jeder fördern – ein paar ‚Groschen‘ ins Sammelschiffchen, oder besser noch: eine zuverlässige Fördermitgliedschaft mit einem Beitrag ganz nach seinen persönlichen Möglichkeiten.“ Tim Mälzer verkündete die Einsatzzahlen an Bord des größten Seenotkreuzers der DGzRS, der HERMANN MARWEDE, in Cuxhaven: „Insgesamt wurden 36 Einsätze mehr gefahren; die Zahl der aus Seenot geretteten und aus Gefahr befreiten Personen ging um zehn zurück. In zahlreichen Fällen konnten die Seenotretter frühzeitig eingreifen und Schäden im Vorfeld begrenzen. Zum Vorjahr hat sich keine bemerkenswerte Veränderung ergeben.

In Nord- und Ostsee wurden zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2009

• 123 Menschen aus Seenot gerettet und
• 972 Personen aus drohenden Gefahrensituationen befreit,
• 490 erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert,
• 65 Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
• 941 Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
• 502 Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

Darüber hinaus ist die SEENOTLEITUNG BREMEN (Maritime Rescue Co-ordination Centre, MRCC Bremen) in 219 (206) Seenotfällen international im Interesse der deutschen Schifffahrt unterstützend oder initiativ tätig gewesen.

Einschließlich aller Such- und Rettungsaktionen sowie Kontrollfahrten haben allein die 20 Seenotkreuzer (die 41 Seenotrettungsboote nicht mitgerechnet) im vergangenen Jahr 73.955 (76.400) Seemeilen (ca. 137.000 Kilometer) in Nord- und Ostsee zurückgelegt, was fast dreieinhalb Erdumrundungen auf dem Äquator entspricht.“

Nach Beobachtungen der Seenotretter hat sich 2009 der Ablauf der Jahreszeiten verändert. April, Mai und Juni zogen längere Schönwetterperioden mit sich, während der Sommer bis in den September hinein mit herbstlichem Charakter wahrgenommen wurde. Kräftige und kurze Starkwind- und Sturmperioden wurden häufiger registriert. Das führte zwischen Mai und Oktober zu einem geringfügig erhöhten Einsatzaufkommen gerade für die Freizeitschifffahrt.

Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS insgesamt 76.610 Menschen aus Seenot gerettet oder aus lebensbedrohender Gefahr befreit. Das entspricht etwa der Einwohnerzahl von Neumünster (Schleswig-Holstein), Gießen (Hessen) oder Frankfurt an der Oder (Brandenburg).

Gekentert, gesunken, gebrannt – vielfältige Ursachen für Rettungseinsätze

• Der erste Seenotrettungseinsatz 2009 galt einem Fischer im Schlei-Revier auf der Ostsee nahe Maasholm. Der 55-Jährige wurde am 24. Januar 2009 von der Besatzung des Seenotkreuzers NIS RANDERS/Station Maasholm aus der neun Grad kalten Ostsee geborgen. Sein acht Meter langer Kutter war leck geschlagen und in kürzester Zeit gesunken. Der Seemann konnte noch Notfackeln entzünden. Die Seenotretter sichteten die Notsignale bei einer Übungsfahrt und leiteten sofort die Rettung ein.

• Bei eisigem Westwind und grober See rettete die Besatzung des Seenotkreuzers THEO FISCHER/Station Barhöft am 22. Februar 2009 zwei polnische Seeleute, die mit ihrem Kutter bei Hiddensee gestrandet waren. Das Schiff musste aufgegeben werden.

• Zu einem mehrstündigen Feuerlöscheinsatz wurde der Seenotkreuzer BERLIN/Station Laboe am 12. Juni 2009 gerufen, nachdem auf dem Gelände eines Tanklagers an der Kieler Förde ein Großfeuer ausgebrochen war. Mehr als ein Dutzend Feuerwehren an Land wurden von den Seenotrettern nachhaltig unterstützt: Die Feuerlöschpumpen des Seenotkreuzers förderten pro Minute 36.000 Liter Wasser über eine Entfernung von 120 Metern in die Brandherde.

• Eine Strandwanderung am Westende der ostfriesischen Insel Juist am 1. Juli 2009 endete für zwei Frauen aus dem Landkreis Osnabrück an Bord des Seenotrettungsboots WOLTERA. Sie waren plötzlich vom auflaufenden Wasser eingeschlossen worden.

• „Ein Glück, dass ihr da seid…“ waren die ersten Worte der zwei Schiffbrüchigen, die am 16. Oktober 2009 um 08.30 Uhr von der Besatzung des Seenotkreuzers BREMEN vor Grömitz gerettet wurden. Sie waren von ihrer lichterloh brennenden Motoryacht in die neun Grad kalte Ostsee gesprungen und schwammen dort etwa 30 Minuten. Wegen des unsichtigen Wetters war es für die Seenotretter sehr schwer, die Männer zu finden: Die angegebene Position war nicht eindeutig. Nach eigenen Aussagen hätten die Männer nicht länger im Wasser treiben können: „Als wir die Seenotretter sahen, waren wir erleichtert“, sagten Björn Füllberg und André Sievert dankbar, nachdem sie vom Tochterboot des Seenotkreuzers aufgenommen worden waren.

Neuer Seenotkreuzer SK 32 in Planung für 2012

Der 1975 gebaute 44-Meter-Seenotkreuzer JOHN T. ESSBERGER wird voraussichtlich im Frühjahr 2012 nach dann 37-jähriger Einsatzzeit von einem Neubau abgelöst. Den Auftrag zum Bau des ca. 36 Meter langen Schiffes erteilte die DGzRS im Oktober der Werft Fr. Fassmer in Berne/Motzen. Derzeit befindet sich das Projekt in der Planungsphase. Die Kiellegung wird voraussichtlich Ende 2010 erfolgen.

Für den Bau eines dritten Seenotkreuzers der 20-Meter-Klasse haben die Seenotretter nach den guten Erfahrungen mit der EISWETTE und der EUGEN eine Option eingelöst. Die ersten Arbeiten sind zum Jahresbeginn aufgenommen worden.

Spendenergebnis stabil

Die eigentlichen Sammlungserlöse belaufen sich im Jahr 2009 auf ca. 18,2 Mio. Euro. und sind damit annähernd gleich zum Vorjahr (2008: 18,3 Mio. Euro). Ein endgültiges Gesamtergebnis wird erst nach Vorlage des Jahresabschlusses vorliegen.

Das Spendensiegel vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in Berlin ist der DGzRS auch für das Jahr 2010 verliehen worden. Zum wiederholten Male findet die Arbeit auf See und an Land damit Anerkennung.

61 Seenotrettungsboote und Seenotkreuzer werden in Nord- und Ostsee, zwischen Borkum und Ueckermünde, eingesetzt. 186 fest angestellte und rund 800 ehrenamtlich tätige Seenotretter sind auf 54 Stationen auf den Inseln und entlang der Küsten ständig einsatzbereit.

Infos: www.dgzrs.de

"Erika" hilft künftig vor Saba in der Karibik

Bremen (SP) Auf zu neuen Ufern: Das von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ausgemusterte Tochterboot ERIKA hat die Reise nach Saba angetreten. Auf dieser kleinsten bewohnten Insel der Niederländischen Antillen setzt die dortige, noch recht junge Seenotrettungsorganisation „Saba Sea Rescue“ das allwettertaugliche Schiff künftig an der oft stürmischen Südküste ein.

Ein Autokran der Firma Mennen & Wittrock hievte das ehemalige Tochterboot des Seenotkreuzers VORMANN LEISS auf dem Hof der DGzRS-Zentrale auf einen Tieflader des Weyher Yachtspediteurs Faltus & Buntje. Der Sattelzug bringt das Tochterboot nun auf dem Landweg in den Hamburger Hafen. Faltus & Buntje hat Erfahrung im Transport ausgemusterter DGzRS-Einheiten: Die Spezialfirma bugsierte bereits die PAUL DENKER an ihren letzten Liegeplatz im Hof des Bremer Focke-Museums und mehrere ausgemusterte Neun-Meter-Seenotrettungsboote der DGzRS gleichfalls nach Hamburg zur Verschiffung oder in Museen.

Die ERIKA ist nun als Deckslast des Frachters „Cap Pasado“ der Reederei Hapag-Lloyd, die auch die Transportkosten übernimmt, ins Karibische Meer unterwegs. Im März wird sie auf St. Martin (Niederländische Antillen) erwartet. Die letzten etwa 30 Seemeilen bis nach Saba wird die ERIKA auf eigenem Kiel zurücklegen.

Bei einer Tagung der International Maritime Rescue Federation (Internationaler Verbund der Seenotrettungsdienste) war Kapitän Udo Helge Fox, Leiter des Rettungsdienstes der DGzRS und Mitglied der Geschäftsführung, auf die Insel Saba aufmerksam worden. Das 1300-Einwohner-Eiland besteht aus einem Vulkankegel, ist etwa so groß wie Baltrum und bekannt für seine Tauchreviere.

Bereits im September vergangenen Jahres hatte die DGzRS in Bremen Mitglieder von „Saba Sea Rescue“ in die Bedienung der ERIKA eingewiesen. Sie nahmen an Ausbildungsseminaren teil und informierten sich umfangreich über Alarmierungsabläufe und die rettungsdienstliche Organisation der DGzRS. „Die Jungs sind hochmotiviert, technisch fit und stellen mit geringen Mitteln viel auf die Beine“, lobt Fox.
So brachten sie jüngst innerhalb kürzester Zeit ein ausgedientes niederländisches Festrumpfschlauchboot in besten Zustand und stellten es als erstes und besonders schnelles Einsatzmittel an Sabas Nordostküste in Dienst. Der dort gelegene Flughafen gilt als einer der am schwierigsten anzufliegenden der Welt.

Im kleinen Versorgungshafen an der Südwestküste der Insel nahe ihrer Hauptstadt The Bottom hingegen soll die unbegrenzt seetüchtige ERIKA zum Einsatz kommen. Von dort aus brechen die Taucherbasisschiffe mit Touristen auf. Die VORMANN LEISS, bis Herbst 2008 auf Nordstrand und seither auf Amrum stationiert, ist seit der Ausmusterung des alten Seenotkreuzers EISWETTE mit dessen Tochterboot JAPSAND ausgerüstet.

Wertvolle Unterstützung für die Verschiffung der ERIKA erhielten die Seenotretter von der Spedition Neukirch, die die Formalitäten abwickelte, und vom Zoll, der das Tochterboot schnell und unbürokratisch abfertigte.


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